Zeitungsbericht: Tarkan Demir findet bei SG Gaißach-Wackersberg neue Erfüllung

Zeitungsbericht: Tarkan Demir findet bei SG Gaißach-Wackersberg neue Erfüllung

Tarkan Demir findet bei SG Gaißach-Wackersberg neue Erfüllung

Kein Vorwurf an sein Team: Trainer Tarkan Demir (Mi.) bei einer ersten Spielanalyse nach dem Schlusspfiff. – Foto: Hans Demmel

 

Nach dem Wechsel aus der Bezirksliga schwärmt Demir von Teamgeist und Trainingsbedingungen bei der SG Gaißach-Wackersberg.

Tarkan Demir hat in der Bayernliga Fußball gespielt, er war Trainer beim 1. FC Miesbach in der Bezirksoberliga und zuletzt beim BCF Wolfratshausen in der Bezirksliga. Nach diesen Stationen kam der nächste Karriereschritt für Außenstehende etwas überraschend: Demir wechselte zwei Stufen tiefer zur SG Gaißach-Wackersberg in die Kreisklasse. Was auf den ersten Blick wie ein Rückschritt wirkt, erweist sich bei genauerem Hinsehen als Glückstreffer. Demir fühlt sich in der neuen Umgebung pudelwohl – ist aber nun in einer ganz anderen Fußballwelt unterwegs.

Über 40 Spieler beim ersten Training

Worauf er sich eingelassen hat, bemerkte er schon bei seinem Dienstantritt. Der 49-Jährige muss heute noch schmunzeln, wenn er an das Auftakttraining denkt. Umringt von über 40 Spielern stand er auf dem Trainingsplatz, allesamt Kandidaten für die erste Mannschaft und Reserve. „Ich habe mir gedacht: Was machen wir denn jetzt?“, sagt Demir. Nach kurzem Überlegen beschloss er die Spieler aufzuteilen und ein Turnier mit vier Mannschaften samt Auswechselspielern auszuspielen. Nach zwei Stunden hatte er einen groben Überblick über den Leistungsstand.

Der Enthusiasmus seiner Spieler habe bis heute nicht nachgelassen, berichtet der Coach. Im Schnitt kämen über 20 Spieler allein von der Ersten Mannschaft zum Training, der Minusrekord lag bei 16. „Die Trainingsbeteiligung ist top“, freut sich Demir. Bei Spielen stelle sich immer wieder die Frage: „Wen lasse ich aus dem Kader raus? Manchmal tun mir die Entscheidungen im Herzen weh.“ Doch dies sei seine Aufgabe als Trainer, und er sei sehr leistungsorientiert: „Wer gerade gut in Form ist, der spielt.“ Seine Spieler seien „jung und gierig“, sie hätten Lust zu lernen und sich weiterzuentwickeln.

Auch das Drumherum passe zu 100 Prozent. Sowohl der SC Gaißach als auch der SV Wackersberg seien sehr gut strukturiert. Aus heutiger Sicht habe sich der Zusammenschluss der beiden Vereine bewährt, gerade im Jugendbereich: „Wir können mit einem super Portfolio Jugendarbeit machen. Wenn ein bisschen Erfolg da ist, bleiben die jungen Leute am Ball.“ Die Verbundenheit zum Verein sei enorm: „Der Großteil würde niemals zu einem anderen Verein wechseln: Entweder er hört auf oder er spielt weiter hier – das ist schon geil.“

Nicht zuletzt seien die Trainingsmöglichkeiten „top“, schwärmt der Coach: „Wir haben Rasenplätze, wir haben einen Kunstrasenplatz. Wenn es notwendig ist, gehen wir einfach nach Arzbach rüber und trainieren dort. Ich muss sagen: Das ist schon ein Luxus“. Als riesigen Pluspunkt sieht Demir die Zusammenarbeit mit seinem Co-Trainer Matthias Beutelrock: „Er kennt alle Spieler von klein auf, kennt beide Vereine genau, hat sich ein Standing aufgebaut – davon profitierte ich. Er ist meine rechte Hand.“ Darüber hinaus habe Beutelrock hervorragende Fußballkenntnisse: „Wir diskutieren, und dann überzeugt er mich oder ich ihn – und meistens kommt dann was Gutes raus. Einen Ja-Sager brauche ich nicht.“

„Nach zwei Jahren war der Dampf raus“

Der Kontrast zu seinem bisherigen Verein, dem BCF Wolfratshausen, könnte kaum größer sein: „Ich habe zwei Jahre lang probiert, Dinge vorwärtszubringen“, sagt Demir rückblickend. „Aber es war schwierig, das muss ich ehrlich zugeben.“ Zu Beginn habe der BCF keine richtige Mannschaft gehabt, „höchstens ein Grundgerüst“. Also habe er sein Netzwerk eingesetzt, um neue Spieler aus dem Landkreis anzuwerben. „Im ersten Jahr ging es noch einfacher, aber im zweiten Jahr habe ich kaum mehr jemand aus dem Landkreis gekriegt.“ Also sei er durch München getingelt, um Spieler anzuwerben: „Aber das ist ein ganz anderer Menschenschlag.“ Es gebe dort Spieler, die ein bisschen Taschengeld verdienen wollen oder den BCF als Sprungbrett in höhere Ligen sehen. „Und dann gibt’s Leute, die zwar keine schlechten Fußballer sind, aber vom Charakter her schwierig. Wenn du von der Sorte nicht nur ein oder zwei, sondern mehrere hast, dann wird’s schwierig. Vor allem, wenn keine Bindung zum Verein da ist.“ Nach zwei Jahren sei bei ihm „der Dampf raus“ gewesen: „Ich bin ja nicht Trainer, um Geld zu verdienen. Ich will eine Mannschaft weiterentwickeln. Aber wenn man jedes Jahr 12, 13 neue Spieler integrieren muss – wie soll man dann eine Struktur reinbringen?“

„Schöne Zeit“ beim BCF Wolfratshausen

Trotzdem sei es beim BCF eine „schöne Zeit“ gewesen, die er nicht missen möchte: „Es war ein schönes Erlebnis, höherklassig zu trainieren.“ In der Bezirksliga werde es „langsam interessant, weil du nicht mehr bei den Basics bist, sondern ins Detail gehen kannst“. Letztlich sei die Liga für ihn aber nicht entscheidend: „Auch die Derbys in der Kreisklasse sind geil.“ Wohin der Weg der SG führen wird? „Aus meiner Sicht in die Kreisliga“, antwortet Demir. Es sei vermessen, ein Zeitfenster vorzugeben, da einige Teams einen Schritt voraus seien. Nur so viel lässt er sich entlocken: „In den nächsten drei bis fünf Jahren kann sich hier eine super Mannschaft entwickeln.“

 

Artikelautor: Patrick Staar